annegruendling.com

„Ein Fehler ist es erst beim zweiten Mal.“ Von Fehlern und Irrtümern. Und wozu diese Unterscheidung nützlich ist.

„Ein Fehler ist es erst beim zweiten Mal“. 

Wieso? Nun, es gibt da eine feine Unterscheidung, die ich sehr hilfreich finde. 

Zum einen gibt es Situationen, die ich mit Wissen lösen kann. Wo es eine faktisch zu ermittelnde beste Lösung gibt. Da wäre ein „falscher“ Weg sofort ein Fehler, weil es berechenbar besser geht. 

Denk nur mal an eine defekte Waschmaschine. Da gibt es eine absolute Logik. Also los, Funktionen, Teile und Umgebung überprüfen und der Fehler wird gefunden werden. Wenn Du es vielleicht nicht selbst kannst, weil Dir Wissen dazu fehlt, macht das nix. Dafür gibt es Spezialisten mit entsprechendem Wissen. Die Situation ist also mit Wissen bestimmbar lösbar. Auch wenn sie Dir, mangels eigenem Wissen, komplex erscheint – sie ist es nicht. Ein Fehler wäre es hier, irgendwo wild an der Maschine rumzufummeln ohne Logik, einfach nur um etwas zu tun. Denn es ginge ja auch mit Wissen statt Panik ;-)) 

Und dann gibt es Situationen, wo das mit dem Wissen nicht geht, weil es keines geben kann. Wo ich also nur durch ein Gefühl entscheiden kann. Per default trifft das auf jegliche Form der zwischenmenschlichen Interaktion zu, denn die ist nie konkret vorhersagbar, man kann nur vermuten, wie das Gegenüber sich verhalten wird. Alles, was dort passiert, ist emergent, also in sich logisch im Rückblick, hätte aber auch anders kommen können und wäre ebenso in sich logisch gewesen. 

Stellt sich in solchen Situationen im Nachgang heraus, dass das praktizierte Verhalten nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat, hat man was Neues gelernt – über eben diese einzigartige Situation. Eine #Lessonlearned, von der nicht mal sicher ist, ob sie wiederholt einsetzbar ist, weil ja jede nächste Situation schon wieder verschieden ist – andere Menschen, anderer Kontext, andere Vorgeschichte… Hier fand ein Irrtum statt, kein Fehler. Denn die ganze Situation war schlicht kontingent und daher nicht mit Wissen lösbar. Egal, wie lange man darüber brütet, wie viele andere Menschen man befragt – es gibt keine vorhersagbare „beste Lösung“, also nur die Chance auf Tun und Lernen, mit dem eingebauten Risiko des Irrtums. 

Wenn man diese Unterscheidung zwischen einem Fehler und einem Irrtum wirklich verinnerlicht, ändert das zwangsläufig das eigene Verhalten. Denn „bestrafen“ kann ich Menschen maximal für ihre Fehler, für leichtfertiges Handeln wider besseren Wissens. Nicht jedoch für ihre Irrtümer, entstanden aus intuitivem Handeln. 

Und trotzdem tun Menschen das. Den ganzen Tag. Bestrafen andere Menschen für irrige Annahmen, für ihren Mut, etwas zu wagen. Denn nichts anderes ist Handeln in komplexen Situationen: ein Wagnis. Und noch während sie sie bestrafen, propagieren sie lautstark, dass wir mehr Lernkultur brauchen! Übel. 

Auf geht’s! Bei Dir selbst. In jeder Situation – unterscheide den Fehler vom Irrtum. Analysiere Situationen. Gib Dich nicht Deiner gelernten Annahme hin, dass alles, was nicht zum gewünschten Ergebnis führt, automatisch ein fehlerhaftes Handeln war. Egal ob bei Dir oder Anderen.

Achso – und wenn möglich, nimm gern noch die Haltung dazu, dass Menschen eher Gutes bewegen wollen als anderen schaden. #PositivesMenschenbild. Schadet nicht. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert